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Pfaffen-Schwabenheimer Deesis

 Pfaffen-Schwabenheimer Deesis Nahaufnahme der berühmten Pfaffen-Schwabenheimer Deesis ( um 1220), deren nahe Verwandschaft mit der Deesis des nördlichen Seitenschiffportals der Gelnhäuser Marienkirche unverkennbar ist. Die Figuren mit den großen mandelförmigen Augen, den strengen, fast starren Gesichtszügen, wirken wegen des Verzichts auf ausladende Gesten fast säulenartig. Die Gewandfalten sind kunstvoll, aber bewusst linear, nicht plastisch ausgeformt. Alle diese Merkmale veraten die Anlehnung an den älteren Stil der Kathedrale von Chartres (Westwerk 1137), der um 1220 vielleicht "antiquiert", vielleicht aber auch als "altehrwürdig" gegolten haben kann.
Der in der Kunstwissenschaft verwendete Begriff "Deesis" stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie "Anbetung" des thronenden und lehrenden Christus durch seine Mutter Maria und durch Johannes den Täufer (so in Pfaffen-Schwabenheim) oder Johannes Evangelist (so in Gelnhausen). Die Kernfigur einer jeden Deesis ist der thronende und lehrende Christus, einem in der Ostkirche entstandenen Darstellungstypus, der als "Pantokrator" (=Allherrscher) oder "majestas domini" (= Herrlichkeit des Herrn) bezeichnet wird.
Um die Assistenzfiguren Maria und Johannes Täufer oder Evangelist erweitert, wird die "majestas domini" als "Deesis" bezeichnet. Die Deesis ist ein typischer Schmuck für ein Tympanon (Bogenfeld über einer gerade abschließenden Tür) und ist am Rhein erstmals um 1170 am Tympanon der St.-Pantaleonskirche in Köln nachweisbar.
In der Gotik entwickelte sich aus der Tympanon-Deesis die Darstellung des Jüngsten Gerichtes, erweitert um die Scharen der Verdammten und der Seligen, die dann die Gewände links und rechts der Türe schmückten, und die in abgewandelter Form auch in die gotische Buch- und Tafelmalerei einzog.
Auffällig an der Pfaffen-Schwabenheimer Deesis ist, dass es sich nicht um eine Darstellung im Bogenfeld einer Tür, also nicht um ein Tympanon handelt. Da die Deesis aus den Quadern herausgemeißelt wurde, die zugleich die Außenmauer der Kirche bilden, ist auch nicht von einer Zweitverwendung des Deesis-Reliefs auszugehen.
Diese Fakten haben in der Literatur immer wieder Beachtung gefunden. Es hat sich darum eine Diskussion entwickelt, ob die Pfaffen-Schwabenheimer Deesis ausnahmsweise schon immer als Altarretabel (Altarrückwand) gedacht war, obwohl die Deesis als Motiv eines Altarretabels äußerst ungewöhnlich wäre.
In diesem Falle wäre die Deesis als eine der ältesten steinernen Altarretabeln in Deutschland höchst bemerkenswert.
Nach einer anderen Ansicht, die in der Deesis und dem darüber gespannten Blendbogen ein "Schein-Portal" sieht und die Theorie vom steinernen Altarretabel mit liturgiegeschichtlichen Argumenten ablehnt und darauf hinweist, dass der Altar unter der Deesis erst 1908 errichtet wurde, wäre die Pfaffen-Schwabenheimer Deesis einzigartig in der deutschen Kunst, da sie weder Vorbild noch Nachfolger hat.



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